Foto: Selbstportrait, 2017.
Anfang des Jahres 2015 zeigte ich mich auf meiner Facebook-Seite sehr verletzbar und sprach öffentlich über meine postnatale Depression. Der Beitrag schlug Wellen und brachte mir ungeahnte Aufmerksamkeit. Ich merkte, wie relevant das Thema ist und dass viele Menschen nur darauf warteten, ihre Gefühle in Worte verpackt zu sehen. Es folgte ein Buchvertrag zum Thema Selbstfürsorge für gestresste Mütter und ich begann, in die Tasten zu hauen.
Während des Schreibens kam ein altbekanntes Gefühl hoch, das ich schon längere Zeit mehr oder weniger erfolgreich versuchte, zu unterdrücken. Eine leise aber sehr nachdrückliche Stimme wies mich immer wieder darauf hin, dass dies nicht mein Weg sei. Dass ich zwar schon nah dran an meinem Traumjob war.
Aber knapp daneben ist eben auch vorbei!
Da ein Buch zwar gut für’s Prestige, aber weniger gut für den Geldbeutel ist, knallte ich mich zusätzlich mit Aufträgen voll und kam locker auf achtzig-Stunden-Wochen, während ich zwei Kindergarten-Kinder zu versorgen hatte. Beim Schreiben schnürt sich mir wieder der Hals zu, denn das Gefühl, nichts und niemandem gerecht werden zu können, zu wenig Quality-Time mit meinen Kindern zu haben, ist noch sehr präsent. Ich war schnell reizbar, weinte viel und mein Workload war zu hoch, so dass schnell Fehler passierten und mir früher oder später alles um die Ohren flog. Ich bekam Probleme mit Kunden, die nicht zahlen wollten und Absprachen nicht einhielten und nahm erstmal keine neuen Aufträge mehr an.
Nach dem letzten, der noch ausgeliefert werden musste, war ich in einer Kneipe auf einen Geburtstag eingeladen. Ein deutlich höher gewachsener Kumpel schaute von oben auf meinen Kopf und fragte, was das denn sei … Ich rannte zum Spiegel und stellte fest, dass ich eine kahle Stelle am Haupt hatte, etwa in der Größe eines Zwei-Euro-Stücks. Innerhalb einer Woche ging alles sehr schnell und ich verlor fast die Hälfte meiner Haare.
Versuchte ich es anfangs noch zu kaschieren, dachte ich mir irgendwann Fuck It und bat meinen Mann, mir den Kopf kahl zu scheren. Ein Schritt, der ihm unglaublich schwer fiel, nicht nur, weil er meine Haare so liebte, sondern vor allem auch, weil er sah, wie sehr mir das zusetzte.
Wie immer in Krisen wusste ich genau, was zu tun war: Stress reduzieren, mich gut versorgen und wieder auf meine Spur kommen. Ich verstand das Zeichen, das mein Körper mir schickte, denn ich war mit einem irrsinnigen Tempo auf den falschen Weg geraten. Das Buch schaffte ich dennoch fertigzustellen, es bekam sogar einen prominenten Platz im Katalog des Verlages: direkt neben Papst Franziskus. Wenige Wochen vor der Veröffentlichung erreichte mich die Nachricht meiner Lektorin. Sie hatte alles gegeben und gekämpft, wie eine Löwin. Dennoch wurde das Buch kurzfristig aus dem Programm genommen.
Als ich am Boden zerstört vor diesem Scherbenhaufen stand und realisierte, dass ich anderthalb Jahre auf etwas hingearbeitet hatte, was seitdem auf meiner Festplatte verstaubt, weinte ich bittere Tränen. Gleichzeitig wurde die Stimme in meinem Kopf wieder sehr vehement, als sie gebetsmühlenartig wiederholte:
“Es ist in deinem Sinne!”
Was ich hierdurch gelernt habe? Dass das Leben immer für mich ist, jedoch manchmal sehr laut werden muss, wenn ich nicht hinhöre. Dass ich die wichtigste Ressource in meinem Leben bin, egal ob im Beruf oder als Mama. Dass ich meiner inneren Stimme vertrauen darf, denn die sagt mir schon sehr lange, sehr genau, was zu tun ist. Und dass niemand anders als ich dafür verantwortlich ist, wie ich mit meiner Energie haushalte.
Du fühlst dich oft reizüberflutet, bist ständig am hustlen, kannst deine Gedanken schwer abschalten und es fällt dir schwer deiner Intuition zu vertrauen? Dann lass uns reden! Vereinbare hier einen Termin für eine kostenfreie Coaching-Einheit für mehr Klarheit, Leichtigkeit und Gelassenheit in deinem Leben!
Übrigens: im darauffolgenden Winter waren alle kahlen Stellen wieder zugewachsen. Ich achtete besser auf meine Ernährung, genug Bewegung und Tageslicht, reduzierte viele Stressfaktoren und nahm mir genug Zeit für Erholung.
Als Frau Glatze zu tragen, war definitiv eine wertvolle Erfahrung. Ich wünschte, ich wäre mutig genug gewesen, die Entscheidung frei zu treffen anstatt notgedrungen!