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Meine erste Ausbildung im Bereich Training machte ich im Alter von elf Jahren und durfte Sportgruppen als Assistentin begleiten und meine ersten Erfahrungen in deren selbständiger Leitung sammeln. Natürlich supervidiert.
Den Begriff Coach lernte ich während meines Auslandsaufenthaltes in den USA im Alter von fünfzehn Jahren kennen, dort werden die Trainer im Sport so genannt.
Nach meinem Abi studierte ich Sportwissenschaften. Und bildete mich umfassend in verschiedenen Bereichen fort. Mit Abschluss des Studiums machte ich mich 2012 selbständig. Und landete unsanft in der Coaching/Trainer/Berater-Szene.
Weil ich immer wieder feststelle, dass Begriffe unklar sind und z.T. synonym verwendet werden, möchte ich Licht ins Dunkel bringen.
Ich erkläre dir die Unterschiede professioneller Begleitung und in welchem Kontext die verschiedenen Ansätze hilfreich sein können. Zum Schluss bekommst du noch ein paar Impulse, worauf du achten kannst, wenn du einen Profi suchst, der dich begleiten soll. Ich habe den Artikel in zwei Teile aufgeteilt, da er sehr lang geworden ist. Im ersten Teil behandele ich folgende Berufe:
Coach
Tutor
Trainer
Berater/Consultant
Supervisor
Mentor
Ausbilder
Lehrer
Meister
1. Coach
Beim Coaching soll die Eigenständigkeit und Reflektionsfähigkeit des Coachees erhöht werden. Zu Beginn werden klare Ziele definiert und in einer strukturierten Zusammenarbeit über mehrere Termine hinweg verfolgt. In diesem Beratungsansatz wird davon ausgegangen, dass der Coachee seine Wirklichkeit selbst und aus sich selbst heraus gestaltet und der Fokus darauf gelegt, ihn dabei zu begleiten, die Lösung zu entwickeln. Man kann es als eine Hilfe zur Selbsthilfe bezeichnen. Damit hat es naturgemäß seine Grenzen, denn in manchen Situationen benötigt es Lösungsvorschläge von außen, die sich aus fachlicher Expertise und Erfahrung des Begleiters begründen.
Fun Fact: Der Wortursprung liegt im angloamerikanischen Sprachraum, wo Coach eine Kutsche bzw. den Kutscher bezeichnet. Dieser ist dafür verantwortlich, das Gespann mit viel Feingefühl zu lenken, sodass es auf dem richtigen Weg bleibt und diesem ohne Überforderung folgen kann.
2. Tutor
Im Lateinischen bedeutet das Wort tutor Vormund bzw. Beschützer. Es ist insbesondere eine Unterrichtsform in der akademischen Lehre. Meist unterstützen und begleiten hier fortgeschrittene Studenten Studienanfänger beim Lernen. Hierbei werden die Inhalte aus Seminaren und Vorlesungen wiederholt, angewendet und vertieft. Der Lernprozess ist hierbei linear und vorstrukturiert, der Tutor fungiert als Anleiter, der Fachwissen vermittelt und Problemstellungen vorgibt. Tutoring kann in Einzel- und Gruppensettings stattfinden und dient der individuellen Hilfestellung beim Lernen.
3. Trainer
Beim Training geht es um das gezielte Erlernen und Einüben spezifischer Verhaltensweisen, um optimale Ablaufmuster für bestimmte Situationen zu entwickeln. Das bezieht sich nicht nur auf Fußball oder Kraftsport, Trainings findet man in allen Lebensbereichen: Verkaufstrainings, Rhetoriktrainings, Motivationstrainings - you name it. Der Trainer ist Experte auf seinem Gebiet und vermittelt Spezialwissen. Dieser Prozess erfolgt hierarchisch, kann aber auch Coachingmethoden beinhalten und sollte dennoch unbedingt als Teamwork verstanden werden. Der Trainer führt das Team, legt die Trainingsstrategie fest und sorgt für deren Umsetzung. Es ist kein geschützter Begriff.
4. Berater/Consultant
Das Consulting kommt aus dem betriebswirtschaftlichen Kontext und hilft durch externe, unabhängige Beratung Klienten bei ihren Problemstellungen. Die Unternehmensberatung ist ein Teilbereich des Consultings. Beim Consulting werden Problemlösungen konzipiert und individuell auf den Klienten zugeschnitten. Durch ein hohes Fach- und Erfahrungswissens des Beraters und seinen Blick von Außen können diese Prozesse vergleichsweise schnell umgesetzt werden. Consulting differenziert sich in den letzten Jahren immer weiter aus, die Grenzen zu anderen Feldern werden fließender und es findet auch vermehrt durch interne Prozesse statt.
Beratung findet man außerdem in sozialen Berufen, so haben Sozialarbeiter zum Beispiel als Bewährungshelfer, in pädagogischen Einrichtungen oder in karitativen Beratungsstellen etwa im Bereich Beruf, Sucht, psychische Erkrankungen, reproduktive Gesundheit, Familienplanung und -beratung und weiteren Feldern u.a. beratende Funktion.
5. Supervisor
Die Supervision hat zum Ziel, Qualität im beruflichen bzw. fachlichen Kontext sicherzustellen. Hierbei werden Lernprozesse beratend begleitet, um berufliche Kompetenzen auf der persönlichen und professionellen Ebene zu stärken. Manchmal wird der Begriff der Supervision synonym mit Coaching verwendet. Manche Berufsgruppen müssen regelmäßige Supervision nachweisen, bspw. im sozialen und gesundheitlichen Bereich. In helfenden, sozialen und beratenden Berufen macht es Sinn, regelmäßig Supervision in Anspruch zu nehmen.
6. Mentor
Beim Mentoring gibt eine erfahrene Person ihren Wissens- und Erfahrungsschatz an jemanden mit wenig Erfahrung weiter. Das Ziel dieser auf längere Dauer angelegten Beziehung ist die Förderung von Lern- und Entwicklungsprozessen des Mentees. Der Mentor steht hierbei beratend, begleitend und fördernd als Partner zur Seite und sorgt für Commitment und Motivation. Als übergeordnetes Ziel steht die eigenständige Entwicklung, was eine hohe Eigeninitiative und Reflektionsbereitschaft des Mentees voraussetzt. Coaching, Training, Tutoring, Beratung und Lehre fungieren als Methoden im Mentorings. Es kann daher als umfassendste Begleitung verstanden werden. Fun Fact: der Begriff hat seinen Ursprung in der griechischen Mythologie.Odysseus übertrug die Erziehung seines Sohnes Telemachos an seinen Freund Mentor, während er in den Krieg gegen Troja zog.
7. Ausbilder
In Lehrberufen werden die Azubis von Ausbildern unterrichtet. Diese haben ihre besondere Eignung nachgewiesen und sind für diese Tätigkeit qualifiziert. Sie begleiten darüber hinaus Fortbildungen und Umschulungsprozesse.
In den nicht reglementierten Feldern (z.B. Coaching und Training) kann der Ausbilder im besten Falle seine Expertise durch Arbeitserfahrung und eigene Ausbildungen untermauern.
8. Lehrer
Die Berufsbezeichnung Lehrer ist nicht gesetzlich geschützt, die Amtsbezeichnung hingegen schon. Ein Lehrer vermittelt Fachwissen und Methodenkompetenz in einem bestimmten Fachbereich. Das können im weiteren Sinne alle erfahreneren Personen sein, die jemandem etwas beibringen. Im engeren Sinne und professionellen Kontext hat der Lehrer im besten Falle eine durch Prüfung geregelte Ausbildung in seinem Fachbereich absolviert und bildet sich stetig fort. Auch hier gilt: durch einen entsprechenden Zusatz kann sich theoretisch jeder Lehrer nennen. In vielen Fachbereichen gibt es jedoch Verbände, die einheitliche Standards definieren, an denen du dich orientieren kannst.
9. Meister
Der Meister verfügt als höchster klassischer Berufsabschluss über jahrhundertelange Tradition im Handwerk einschließlich des Kunsthandwerks. Durch den Meisterbrief werden dem Inhaber umfassende Kenntnisse in Theorie und Praxis sowie Betriebsführung seines Handwerks nachgewiesen. Zulassungsvoraussetzung ist die abgeschlossene Gesellenprüfung, eine Meisterschule ist nicht zwingend vorgeschrieben, wird jedoch in den meisten Fällen von den Prüflingen besucht. Die Meisterprüfung wird in der Handwerkordnung geregelt und sieht verschiedene Prüfungsteile zu fachspezifischem und fachübergreifendem Wissen vor. Auch die Ausbildereignungsprüfung ist ein Teil davon. Der Meister ist ein geschützter Begriff, der nur nach erfolgreicher Meisterprüfung verwendet werden darf.
Die Meisterklasse ist übrigens eine höchst exklusive Veranstaltung, zu der nur ausgewählte Kunststudenten nach Abschluss ihres Studiums zugelassen werden. Die Meisterschüler verbessern ihre zuvor als besonders ausgewiesenen Fähigkeiten bei renommierten Professoren, nachdem sie von einer Zulassungskommission geprüft wurden. Für den Meisterschülerbrief müssen etwa ein bis zwei Jahre zusätzliches Studium eingeplant werden. Er kann auch von Berufskammern nach abgeschlossener Lehre mit Gesellenbrief verliehen werden. Dafür sind weitere Prüfungen notwendig. Für Musiker werden diese Meisterklassen häufig in den Semesterferien veranstaltet und sind auch hier als eine Auszeichnung für besondere Fähigkeiten zu betrachten. In Kampfsportarten werden Dans verschiedener Stufen als Auszeichnung des jeweiligen Meistergrades nach jahrelangem Training verliehen.
Vor diesem Hintergrund muss ich immer wieder über das epidemische Angebot an kostenfreien Masterclass-Massenveranstaltungen schmunzeln.
Alle hier beschriebenen Bereiche haben gemeinsam, dass Fähigkeiten erlernt, eingeübt und verfeinert werden. Die Ausprägungen auf dem Weg zu diesem Ziel unterscheiden sich. Im nächsten Beitrag gehe ich auf Begleitung ein, wer in seelischen Krisensituationen wie helfen kann. Da grundsätzlich die Arbeit an und mit der Seele ein hohes Verantwortungsbewusstsein und große Sorgfalt erfordert, sei an dieser Stelle schon mal der Hinweis platziert, dass die oben genannten Tätigkeitsbereiche keine psychischen Erkrankungen behandeln dürfen. Es kann sinnvoll sein, psychotherapeutische Behandlungen interdisziplinär mit weiterer Begleitung zu ergänzen. Im nächsten Beitrag bekommst du außerdem Tipps, worauf du achten solltest, wenn du dir Unterstützung wünschst. Lies hier direkt weiter!
Alles Liebe,
p.S.: Du hast Bock, deine seelische Fitness zu trainieren? Ganz gleich, ob für mehr Fokus, mehr Gelassenheit, mehr Leichtigkeit, weniger Stress in deinem Leben? Oder für eine bessere Intuition, eine intensiviere Verbindung zum Higher Self, tiefere Trancezustände und die volle Entfaltung deines seelischen Potentials!? Dann würde ich mich riesig freuen, dich in der Summer School begrüßen zu dürfen. Schau mal hier entlang: